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Der Unternehmer erwartet rasante Fortschritte bei Künstlicher Intelligenz. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Bei seinen Vorhersagen zu Technologiefortschritten lag Musk häufig daneben.
Düsseldorf. Tesla
-Chef Elon Musk zufolge wird eine Künstliche Intelligenz (KI) 2025 oder 2026 intelligenter sein als der intelligenteste Mensch.
Der Gründer des KI-Start-ups xAI wagte die Prognose am Montag in einem Interview zum Thema der sogenannten Artificial General Intelligence (AGI) – wörtlich „Künstliche Allgemeine Intelligenz“ –, die deutlich breiter angelegte Fähigkeiten haben soll als heutige KI-Modelle.
Die Vorhersage übertrifft fast alles, was selbst KI-Optimisten bislang prognostizierten. So rechnet Shane Legg, Mitbegründer von Google-Tochter und KI-Pionier Deepmind, erst 2028 mit einer AGI – allerdings nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent. OpenAI-Gründer Sam Altman sprach von einer „menschenähnlichen KI“ in vier bis fünf Jahren.
Die Mehrheit der KI-Forscher ist skeptisch
Es fällt auf: Vor allem prominente KI-Manager wagen sehr optimistische Prognosen. In der Breite sind KI-Forscher deutlich skeptischer, zeigte eine Umfrage unter 1712 Top-KI-Wissenschaftlern
vor wenigen Monaten. Diese schätzten die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass eine marktfähige AGI geschaffen wird, bis 2028 auf lediglich zehn Prozent, bis 2047 könnte die Wahrscheinlichkeit 50 Prozent erreichen. Die Umfrage führten sechs Wissenschaftler von den Universitäten Berkeley, Oxford und Bonn durch.
Tesla-Chef Musk ist bekannt für seine Technologiebegeisterung. Dahinter steckt eine Silicon-Valley-Mentalität, die in der Softwareentwicklung begründet ist. Dort sind „Sprints“ gang und gäbe, in denen Programmierer schnell und agil eine Programmierung durchziehen. Sie sollen Mitarbeiter zu Bestleistungen antreiben – und das Überleben eines Start-ups sichern.
Allerdings: Die Denkweise lässt sich nur beschränkt auf andere Technologien übertragen. Viele der Prognosen und Ankündigungen Musks waren verfehlt. Das Handelsblatt hat fünf Beispiele ausgewählt, in denen der 52-Jährige besonders stark danebenlag.
Beispiel 1: Das selbstfahrende Auto
Das hat Musk versprochen: Ende 2017 sollte laut Musk das erste Tesla-Fahrzeug autonom fahren. Den Termin verschob der Tesla-Chef erst um ein Jahr, dann auf 2020. Im vergangenen Jahr sagte er, das Unternehmen sei „sehr nah“ daran, Level 4 (hochautomatisiertes Fahren) oder 5 (autonomes Fahren) noch 2023 zu erreichen.
Was passiert ist: Zwar heißt Teslas Fahrassistent „Full Self-Driving“ (FSD), aber selbst fahren kann er bis heute nicht. Teslas Autopilot entspricht laut Experten am ehesten Level 2, also einem System, das den Fahrer nur unterstützt.
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Beispiel 2: Das Robotaxi
Das hat Musk versprochen: Eng verknüpft mit dem selbstfahrenden Auto ist das Robotaxi – also ein Fahrzeug ohne Fahrer, das auf Level 4 oder 5 fährt. Bereits 2019 prognostizierte Musk, dass schon 2020 eine Million Tesla-Robotaxis unterwegs sein würden. Tesla-Besitzer könnten die Fahrzeuge dann als Taxi ausleihen und damit Geld verdienen. 2022 sprach er von einem Fahrzeug, das „sehr futuristisch“ aussehen werde.
Was passiert ist: Bis heute gibt es kein Robotaxi von Tesla. Laut Musk sind vor allem gesetzliche Vorschriften das größte Hindernis. Jetzt kündigte Musk für den 8. August die Präsentation eines selbstfahrenden Autos an.
Beispiel 3: Der Roboter
Das hat Musk versprochen: Bei Teslas KI-Tag im August 2021 kündigte der Multimilliardär den humanoiden Roboter „Optimus“ an, der in der Produktion „unsichere, repetitive oder langweilige Aufgaben ausführen kann“. Auf der Bühne präsentierte das Unternehmen allerdings keinen Prototyp, sondern einen tanzenden Schauspieler im Roboterkostüm.
Als Tesla 2022 seine neue Fabrik im texanischen Austin eröffnete, kündigte Musk an, den Roboter im folgenden Jahr produzieren zu wollen.
Was passiert ist: Im Januar zeigte der Autobauer schließlich in einem Video, wie „Optimus“ langsam auf zwei Beinen läuft und einzelne Eier greift. Auf X teilte Musk ein weiteres Video, in dem der Roboter ein T-Shirt ordentlich zusammenfaltet. Wie einigen Nutzern der Plattform auffiel, steuerte in der Videosequenz ein Mensch die Handbewegungen des Roboters mit einem Telepräsenzhandschuh. Knapp 20 Minuten nach seinem ursprünglichen Post sagte Musk
selbst, „Optimus“ könne das Shirt noch nicht autonom falten – werde dies aber künftig tun.
Beispiel 4: Das Hirnimplantat
Das hat Musk versprochen: Mit seinem Start-up Neuralink arbeitet Musk seit 2016 an einem Chip, der das menschliche Gehirn mit einem Computer verknüpfen soll. Dieses sogenannte „Brain-Computer-Interface“ (BCI) richtet sich bisher vor allem an Menschen, deren Gliedmaßen gelähmt sind. Mit dem Gerät sollen sie künftig Computer oder Smartphones mit ihren Gedanken steuern können. Dabei hatte Musk einen ehrgeizigen Zeitplan: Im Jahr 2019 rechnete er damit
, bereits 2020 die ersten Chips in das menschliche Gehirn implantieren zu können. Im Dezember 2021 teilte er dann auf X (damals noch Twitter) mit
, er rechne 2022 mit den ersten transplantierten Geräten.
Was passiert ist: Neuralink setzte tatsächlich 2024 den ersten Chip bei einem Patienten ein – nur deutlich später als ursprünglich angekündigt. Seit einem Tauchunfall war der 29-jährige Patient von der Schulter abwärts gelähmt, im Januar dieses Jahres ließ er sich den Chip implantieren. In einem Livestream auf X
filmte Neuralink den Patienten dabei, wie er mit seinen Gedanken den Mauszeiger bewegte, um digital Schach zu spielen.
Beispiel 5: Der Cybertruck
Das hat Musk versprochen: Den futuristisch designten SUV stellte Musk 2019 mit dem Versprechen vor, ihn Ende 2021 zu produzieren. Das Fahrzeug ist sehr wichtig für Tesla, der Markt für Pick-ups ist vor allem in Nordamerika mit mehr als 100 Milliarden Dollar sehr groß.
Was passiert ist: Die Produktion wurde mehrfach verschoben. Experten führten das auch auf das neue Design und anspruchsvolle Technologien im Cybertruck zurück. Das Handelsblatt berichtete von einem mutmaßlichen Geheimreport 2022, in dem Teslas Ingenieure vor erheblichen Mängeln an einem Prototyp warnten. Die Produktion lief 2023 an, um in diesem Jahr auf hohe Stückzahlen hochzulaufen.
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Erstpublikation: 09.04.2024, 06:48 Uhr
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