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iOS 17.4 auf EU-iPhones: Diese radikalen Änderungen plant Apple
Allgemein Apple öffnet iOS in Europa ebenso grundlegend wie unfreiwillig. Jetzt ist klar, was auf iPhone-Nutzer zukommt. Beim Sideloading gibt es Einschränkungen.



Dammbruch in Europa: Apple muss das Betriebssystem iOS auf einen Schlag grundlegend ändern und das iPhone damit massiv öffnen. Um die neuen Regeln des Gesetzes über digitale Märkte (Digital Markets Act – DMA) zu erfüllen, hat der Konzern am Donnerstag deswegen gravierende Änderungen für seine in EU-Ländern ansässigen Kunden in Aussicht gestellt – und dabei wiederholt vor neuen Risiken gewarnt, die das mit sich bringe.

Die Neuerungen werden mit iOS 17.4 umgesetzt, das im März für die Allgemeinheit erscheinen soll. Entwickler können eine Vorabversion installieren, um sich auf die Änderungen vorzubereiten.
Alternative App-Läden ja, Sideloading nicht so richtig

Mit iOS 17.4 lässt Apple erstmals andere App-Läden neben dem vorinstallierten App Store auf das iPhone – eine Kernvorgabe des DMA. Nutzern bleibt die Wahl, ob sie solche App-Läden überhaupt verwenden wollen: Das muss erst in den Einstellungen aktiviert werden, bevor sich Dritt-Läden installieren und die dort angebotene Apps herunterladen lassen. Neu ist dann auch eine Einstellung, um den Standard-App-Laden der Wahl festzulegen. All das war – auf iPhones ohne Jailbreak – bislang undenkbar.

Völlig freies Sideloading ist nicht vorgesehen, einzelne Apps werden sich auch nicht einfach direkt von einer Webseite laden lassen. Dies sei etwas, was man derzeit noch untersuche, teilte Apple mit. Die EU-Kommission dürfte Apples frisch vorgelegten Compliance-Plan noch prüfen und wird gegebenenfalls auf weitere Änderungen drängen.
Apple behält grundsätzlich die Kontrolle

Zugleich behält Apple die Basiskontrolle über die Dritt-App-Stores: Anbieter müssen dafür eine spezielle Erlaubnis bei dem iPhone-Hersteller einholen und nachweisen, dass sie etwa gesetzliche Vorgaben erfüllen können und Mindeststandards in Hinblick auf Sicherheit und Datenschutz einhalten. Solche alternativen App-Läden werden sich letztlich dann direkt beim jeweiligen Anbieter auf das iPhone laden lassen.
Update
26.01.2024 18:29 Uhr

Anbieter von App-Marktplätzen für iOS müssen außerdem einen "Stand-by Letter of Credit" in Höhe von 1 Million Euro vorweisen, der von einem A-Rated Finanzinstitut ausgestellt werden muss, wie Apple ausführt. Das solle sicherstellen, dass die finanziellen Mittel zur Unterstützung von Entwicklern und Endkunden bestehen.

Entwickler müssen ihre Apps weiterhin bei Apple zu einer Prüfung einreichen und können dabei festlegen, ob die Software in bereits zugelassenen anderen App-Marktplätzen erscheinen soll – parallel oder alternativ zum bekannten Apple App Store. Nutzer können eine App immer nur aus einer Quelle installieren und nicht etwa verschiedene Versionen einer App aus verschiedenen App-Läden nebeneinander verwenden.
Notarisierung von Apps à la macOS

Für Apps in Dritt-App-Stores nimmt Apple wie erwartet das aus macOS bekannte Notarisierungsmodell als Vorbild: Alle Apps müssen also vom Entwickler mit einem gültigen Apple-Zertifikat signiert und dann zur Beglaubigung bei Apple eingereicht werden. Dort unterlaufen sie unter anderem eine automatisierte Malware-Prüfung und – im jetzt bei iOS – eine von Mitarbeitern des Konzerns vorgenommene Basiskontrolle, wie Apple mitteilte. Inhaltlich wolle man dabei aber nicht einschreiten, hieß es. Entsprechend müssten künftig auch Apps aus bislang nicht zugelassenen Bereichen wie Emulatoren und Pornografie in Dritt-App-Läden möglich sein. Ähnlich wie auf dem Mac bleibt Apple hier auch die Möglichkeit, Zertifikate zurückzuziehen und damit etwa das Öffnen von Malware-Apps zu blockieren.

In Dritt-Läden angebotene Apps unterliegen den üblichen Sicherheitsfunktionen von iOS. Sie laufen also in einer Sandbox weitestgehend abgeschottet von anderen Apps und dem Betriebssystem. Nutzer müssen zudem den Zugriff auf Elemente wie Standort, Mikrofon, Kamera und andere Daten erst erlauben. Auch die von Apple inzwischen vorgeschriebene Tracking-Einwilligung soll in solchen Dritt-Apps greifen. An Apples Bezahlschnittstelle geknüpfte Funktionen der Kindersicherung wie die Kauffreigabe oder das Blockieren von In-App-Käufen funktionieren in solchen außerhalb des App Stores geladenen Apps nicht.

Vollwertige Browser für iOS möglich

Bislang müssen alle iOS-Browser auf Apples WebKit-Engine setzen, darunter auch Firefox und Chrome. Das ändert sich künftig in Europa: Browser-Hersteller können ihre eigenen Engines auf iOS bringen, wie Apple mitteilte. Anbieter wie Mozilla und Google haben sich darauf bereits vorbereitet. Nutzer sehen beim ersten Öffnen des Apple-Browsers Safari in iOS 17.4 einen Auswahldialog, mit dem sie direkt einen anderen Standard-Browser festlegen können.
Mehr Interoperabilität und NFC-Freigabe

Entwickler können künftig Interoperabilitätsanfragen an Apple stellen, wenn sie spezifischen Zugriff auf Hardware- oder Software-Funktionen benötigen. Was das konkret bedeutet, muss sich erst zeigen. Theoretisch könnte es so etwa für andere Smartwatch-Hersteller möglich werden, eine bessere – und der Apple Watch vielleicht sogar ebenbürtige – Integration in iOS anzubieten. Wie im Vorfeld schon bekannt wurde, öffnet Apple zudem die NFC-Schnittstelle des iPhones für andere Wallets und Zahlungsdienste.
Änderungen im App Store

Alle aufgeführten Neuerungen gelten ausschließlich in den 27 EU-Ländern und nur für iOS 17.4 auf dem iPhone – nach aktuellem Stand aber nicht für iPads mit iPadOS 17.4. Nur zwei Neuerungen im App Store greifen vorerst in allen Apple-Betriebssystemen: App-Anbieter können künftig eigene Zahlungsdienstleister für In-App-Käufe integrieren oder einen Link auf die eigene Webseite setzen und müssen nicht mehr zwingend Apples In-App-Kaufschnittstelle wählen. Eine Provision veranschlagt Apple aber in jedem Fall.

(lbe)
Autor: Predatorfighter | Samstag 27. 01. 2024 0 Kommentare


Apps außerhalb des App Stores: Apples neues Gebührenmodell für Entwickler
Allgemein Eine "Core Technology Fee" soll sicherstellen, dass Apple auch an populären Apps mitverdient, die keine Lust mehr auf den App Store haben.



Apple hat ein neues Gebührenmodell für in Europa vertriebene Apps vorgestellt. Die Ankündigung ist Teil der vom Digital Markets Act erzwungenen Öffnung des iPhones, auf das bald auch alternative App-Marktplätze dürfen. Um auch an dort – außerhalb des App Stores – vertriebenen Apps mitzuverdienen, hat der iPhone-Konzern eine neue "Core Technology Fee" eingeführt. Entwickler müssen dann 50 Cent für jede erste App-Installation pro Jahr an Apple abführen, sobald die Schwelle von 1 Million Installation überschritten ist, wie das Unternehmen mitteilte.

Anbieter alternativer App-Marktplätze, die selbst andere Apps vertreiben, müssen zudem bereits für die erste Million an Installation der Marktplatz-App auf iPhones entsprechend 500.000 Euro bezahlen.
Apple beharrt auf Provision

Die Core Technology Fee gilt auch für Entwickler und App-Anbieter, die ihre iOS-Software weiterhin über Apples App Store vertreiben, sich aber für die neue Gebührenregelung entscheiden. Diese soll als Alternative zu Apples bestehendem Provisionsmodell zur Auswahl stehen. Beim Vertrieb über den App Store zahlen Entwickler dann zusätzlich zur Core Technology Fee für In-App-Käufe eine von bislang 30 Prozent auf dann 20 Prozent reduzierte Provision. Der bereits gesenkte Satz für kleinere Entwickler verringert sich von 15 Prozent auf 13 Prozent.

App-Anbieter dürfen Zahlungen künftig auch selbst und direkt in der App abwickeln, das war von Apple bislang verboten. Für solche extern abgewickelten Käufe veranschlagt Apple aber weiterhin Provision, diese wird nur um 3 Prozentpunkte reduziert – also auf 17 respektive 10 Prozent. Hier bleibt abzuwarten, ob die EU-Kommission nochmals einschreitet. In den Niederlanden haben Regulierer die ursprünglich von Apple geforderte Provision offenbar als wettbewerbswidrig eingestuft.
Neues Gebührenmodell optional

Das neue Gebührenmodell ist nur für in EU-Ländern vertriebene Apps eine Option und gilt nur für iOS-Apps und nicht für iPadOS, macOS und die anderen Betriebssysteme des Herstellers. Apples bisheriges Provisionsmodell bleibt ansonsten bestehen. Dort zahlen Entwickler für alle In-App-Käufe und -Abonnements bis zu 30 Prozent an Apple. Für kleinere Entwickler und Abos im zweiten Laufjahr bleibt die abzugebende Provision bei 15 Prozent des erzielten Umsatzes (vor Umsatzsteuern). Apple stellt für Entwickler einen Gebührenrechner bereit, um die möglichen Auswirkungen des neuen Gebührenmodells auf ihre App-Einkünfte zu prüfen.

(lbe)
Autor: Predatorfighter | Samstag 27. 01. 2024 0 Kommentare




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