» News
„Geisterschiff des Pazifiks“ wiederentdeckt
Allgemein Kriegsschiff USS Stewart diente im Zweiten Weltkrieg gleich zwei verfeindeten Mächten



Geschichtsträchtiger Fund: Vor der Küste Kaliforniens haben Forschende das Wrack des berühmten „Geisterschiffs des Pazifiks“ entdeckt – die USS Stewart. Dieser Zerstörer war im Zweiten Weltkrieg das einzige US-Kriegsschiff, das für zwei verfeindete Mächte im Einsatz war: Es diente erst der US-Marine, wurde dann aber von Japan erbeutet, repariert und in dessen Flotte eingesetzt. Nach Kriegsende wurde die USS Stewart bei Zielübungen versenkt, die genaue Position des Schiffswracks wurde erst jetzt mithilfe von Tauchrobotern wiedergefunden.

Ob antike Frachter, mittelalterliche Flaggschiffe oder versenkte Kriegsschiffe: Immer wieder werden Schiffswracks am Meeresgrund entdeckt, die wertvolle Informationen über die Geschichte der Seefahrt liefern. Andere zeugen von Kriegen und Konflikten – von Piratenangriffen bis zu den Seeschlachten des Zweiten Weltkriegs.

Ein US-Zerstörer auf Abwegen

Doch immer wieder gibt es Schiffe, die eine ganz besondere Geschichte hinter sich haben – eines davon ist die USS Stewart. Dieser 1920 von der US-Marine in Dienst gestellte Zerstörer war 1941, als die Japaner Pearl Harbour angriffen und die USA in den Zweiten Weltkrieg eintraten, auf den Philippinen stationiert. Die zu diesem Zeitpunkt schon recht betagte USS Stewart wurde Teil der Asienflotte der USA, aber bereits 1942 im Gefecht schwer beschädigt. Das Kriegsschiff musste daraufhin ins Trockendock auf der Insel Java.

Wenig später eroberten jedoch die Japaner die Insel – und mit ihr auch die kaputte USS Stewart. Was die Japaner mit dem erbeuteten US-Zerstörer taten, blieb zunächst unbekannt. 1943 jedoch mehrten sich Berichte von US-Piloten, die von überraschenden Sichtungen eines alten US-Kriegsschiffs weit hinter den feindlichen Linien erzählten. Es entstand die Legende vom „Geisterschiff des Pazifiks“.
In den Schlagzeilen
künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz
Diaschauen zum Thema

Schiffswracks in der Nordsee

Bergung und Kartierung des Ostsee-Wracks

Der Untergang der Titanic

Der Mechanismus von Antikythera
Dossiers zum Thema

Ohne Schutz im nassen Grab - Versunkene Schiffswracks und Kulturschätze in der Nordsee

Titanic: Untergang eines Mythos - Spurensuche hundert Jahre nach der Katastrophe
Antikythera-Mechanismus

Der Antikythera-Mechanismus - Rätsel um die "Himmelsmaschine" der Antike

Reise über den Meeresgrund - Von der Nordsee bis in den Puerto-Rico-Graben
Das „Geisterschiff“ kehrt heim

Was hinter dem „Geisterschiff“ steckte, klärte sich erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs: Man fand den verschollenen Zerstörer USS Stewart im Hafen des japanischen Kure wieder, allerdings unter fremdem Namen und japanischer Flagge: Die japanische Marine hatte das beschädigte US-Kriegsschiff gehoben, instand gesetzt und ein Jahr nach seiner Erbeutung als „Patrouillenboot Nummer 102“ in den Dienst der eigenen Flotte gestellt. Dies erklärte das Auftauchen eines Schiffs unverkennbar amerikanischer Bauart in japanischen Gewässern.

Die US-Marine schleppte den wiedergefundenen Zerstörer zurück nach Kalifornien, wo die USS Stewart im Hafen von San Francisco feierlich empfangen wurde. Einsatzfähig war das betagte Kriegsschiff allerdings nicht mehr. Deshalb kam sie am 24. Mai 1946 ein letztes Mal zum Einsatz: Als Übungsziel bei einem Marinemanöver. Dabei wurde das Schiff vor der kalifornischen Küste versenkt – wo genau, blieb jedoch unklar.

Wrack steht aufrecht auf den Meeresgrund

Erst jetzt – 78 Jahre später – wurde das Wrack der USS Stewart gefunden. Aufspürt haben es Unterwasserarchäologen und Bergungsspezialisten im Rahmen einer Kooperation der US-Meeresforschungsbehörde NOAA, der Air/Sea Heritage Foundation, Ocean Infinity America und SEARCH. Nach Auswertung historischer Logbücher der Marineübung von 1946 führte das Team in einem Meeresgebiet nördlich von San Francisco eine systematische Suche durch. Dafür scannten drei Tauchroboter den Meeresgrund mittels hochauflösenden Sonar- und Echolotsystemen.

Tatsächlich wurden sie fündig: Die Aufnahmen enthüllten das Wrack der USS Stewart inmitten des Meeresschutzgebiets Cordell Bank. Das Schiffswrack steht dort in rund tausend Meter Tiefe erstaunlich gut erhalten auf dem Meeresgrund. „Vorläufige Sonarscans ergaben, dass die Stewart größtenteils intakt ist und dass ihr Rumpf nahezu aufrecht auf dem Meeresgrund liegt“, berichtet James Delgado von der Organisation SEARCH. „Ihr guter Erhaltungszustand ist für ein Schiff dieses Alters außergewöhnlich. Es macht die USS Stewart zu einem der besterhaltenen Zerstörer dieses Typs.“

Damit könne dieses Schiffswrack wertvolle Einblicke in die Schiffsbauweise und Technologie der Marine im frühen 20. Jahrhundert liefern. Gleichzeitig sei die USS Stewart ein wichtiges Stück Geschichte: „Ihr Werdegang von US-Kriegsschiff zur japanischen Beute und wieder zurück macht dieses Schiff zu einem starken Symbol für die Komplexität des Pazifikkrieges“, konstatiert Delgado.

Quelle: SEARCH

Autor: Predatorfighter | Sonntag 08. 06. 2025 0 Kommentare


Sind KIs bessere Streitschlichter als Menschen?
Allgemein KI-Mediatoren können Mehrheits- und Minderheitsmeinung widerspiegeln




Ombudsmaschine: Eine künstliche Intelligenz kann besser zwischen Personen mit unterschiedlichen Ansichten vermitteln, als es menschliche Mediatoren schaffen, wie ein Experiment belegt. Die KI hilft demnach, eine gemeinsame Diskussions- und Handlungsbasis zu finden, indem sie den Meinungsaustausch klarer und unvoreingenommener zusammenfasst als menschliche Mediatoren. Dabei berücksichtigt sie auch die Perspektive der Minderheiten. Das erleichtert es den streitenden Gruppenmitgliedern, die Ergebnisse der Diskussion zu akzeptieren, wie Forschende in „Science“ berichten.

Ob politische Ansichten, Weltanschauungen oder die Entscheidungsfindung in einer Gruppe: Oft müssen wir uns mit Menschen einigen, die andere Einstellungen und Standpunkte haben als wir. Doch bei so vielen Perspektiven zu einem Kompromiss zu kommen, ist nicht einfach. Je weiter die Meinungen auseinanderliegen und je mehr Menschen an einem Diskurs beteiligt sind, desto länger und schwieriger wird der Abstimmungsprozess.

Eine Hilfe könnte hier künstliche Intelligenz (KI) sein. Denn große Sprachmodelle (LLMs) wie ChatGPT, Gemini und Co können unterschiedliche Perspektiven in einem öffentlich und online ausgetragenen Streit effektiv zusammenfassen, wie Studien belegen. Aber was nützt diese Zusammenfassung, wenn die Fronten verhärtet bleiben und man keinen Kompromiss findet? Können die KI-Systeme auch helfen, eine gemeinsame Handlungsbasis zu finden?
Wer ist der bessere Streitschlichter: Mensch oder Maschine?

Ob solche KI-generierten Zusammenfassungen den Einigungsprozess beschleunigen können, hat nun ein Team um Michael Tessler von Google DeepMind untersucht. Ihre Annahme: Menschen einigen sich schneller auf einen gemeinsamen Standpunkt oder ein gemeinsames Vorhaben, wenn sich alle Beteiligten gehört, verstanden und wahrgenommen fühlen. In einem Experiment testeten sie, ob dies besser mit menschlichen oder KI-Mediatoren gelingt.
In den Schlagzeilen
künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz
Diaschauen zum Thema
HAl 9000

Wie intelligent ist künstliche Intelligenz?
Dossiers zum Thema

Künstliche Intelligenz - Wenn Maschinen zu denken beginnen...
KI-System

ChatGPT und Co - Chance oder Risiko? - Fähigkeiten, Funktionsweise und Folgen der neuen KI-Systeme
künstliche Intelligenz

Maschinenhirn mit Schwächen - Sind künstliche Intelligenzen wirklich unvoreingenommen und objektiv?
künstliche Intelligenz

Digitale Superintelligenz - Kommt die Artificial General Intelligence? Und wie gefährlich ist sie?
Neuromorphes Rechnen

Wie Maschinen das Lernen lernen - Neuromorphes Rechnen soll KI-Systeme leistungsfähiger machen

An dem Versuch nahmen 5.734 Menschen aus Großbritannien teil, die in kleinere Gruppen unterteilt wurden. Die Testpersonen sollten jeweils ihre Meinung zu verschiedenen politischen und gesellschaftsrelevanten Themen aufschreiben. Die Fragen lauteten beispielsweise: Sollte der Nationale Gesundheitsdienst privatisiert werden? Oder: Sollte der Mindestlohn angehoben werden?

Diese Ansichten präsentierten sie dann einerseits einem menschlichen Mediator und andererseits einem großen Sprachmodell (LLM), der „Habermas-Maschine“. Diese war darauf programmiert, Gemeinsamkeiten in den Eingaben zu finden. Beide Mediatoren sollten aus den Einzelmeinungen dann Gruppenstatements formulieren, gemeinsame Standpunkte hervorheben und die Mehrheitsmeinung zusammenfassen. Anschließend bewerteten die Teilnehmenden, wie sehr die beiden generierten Zusammenfassungen ihre persönliche Meinung widerspiegelten.
KI-Mediation bevorzugt

Die Auswertung ergab: 56 Prozent der Versuchsteilnehmer fanden sich eher in dem KI-generierten Gruppenstatement wieder und bevorzugten dieses. 44 Prozent stimmten dagegen eher mit der Zusammenfassung des menschlichen Mediators überein. In einem anschließenden Meinungsaustausch zeigte sich zudem: Die einzelnen Standpunkte der Gruppenteilnehmer waren nach der Mediation weniger weit voneinander entfernt als davor – und das eher, wenn ihnen diese von einer KI dargelegt wurde.

Die Forschenden wiederholten dieses Experiment in einer „virtuellen Bürgerversammlung“ mit neun Streitfragen und 200 anderen Testpersonen, die die Vielfalt in der britischen Bevölkerung noch besser widerspiegelte. Auch in diesem Test befürworteten die Personen die KI-Aussagen zu den gemeinsamen Standpunkten und waren in ihrer Gruppenmeinung anschließend weniger gespalten. „Wir stellten fest, dass die Zustimmung zu den Gruppenmeinungen ähnlich hoch war und dass die Gruppenübereinstimmung nach der Beratung ebenso deutlich zunahm“, berichtet das Team.
Was macht die KI anders als Menschen?

Nach Ansicht von Tessler und seinen Kollegen spricht dies dafür, dass künstliche Intelligenz durchaus zur Schlichtung von Konflikten beitragen und den Einigungsprozess beschleunigen kann, indem sie eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schafft. „Diese Forschung zeigt das Potenzial der KI, gemeinsame Beratungen zu verbessern, indem sie einen gemeinsamen Nenner zwischen Diskussionsteilnehmern mit unterschiedlichen Ansichten findet“, schreibt das Team. Aber wie gelingt der KI das?

Die Forschenden vermuten, dass die Menschen die KI-generierten Aussagen besser akzeptierten und sich ihnen annäherten, weil diese sowohl die Mehrheitsposition respektierten als auch abweichende Stimmen enthielten. Die Mediatoren berücksichtigten abweichende Meinungen hingegen weniger. Zudem waren die Statements der KI klarer und fairer formuliert sowie ausführlicher und informativer, wie externe Gutachter ihnen bescheinigten.
Ersetzt KI künftig den persönlichen Meinungsaustausch?

„Die Habermas-Maschine bietet ein vielversprechendes Instrument zur Einigungsfindung und Förderung kollektiven Handelns in einer zunehmend gespaltenen Welt“, konstatiert das Team. Allerdings bedeutet dies nicht, dass man deswegen ganz auf direkte Kommunikation und menschliche Kontakte verzichten kann. Denn bei einem rein digitalen Diskurs und Entscheidungsprozess können Beteiligte auch keine persönlichen Beziehungen miteinander aufbauen.

In der jetzigen Form ist die Habermas-Maschine zudem nicht darauf programmiert, logische Fehler und Falschaussagen in den Meinungen und Argumenten der Teilnehmer zu erkennen. Sie würde daher auch selbst dann die Mehrheitsmeinung wiedergeben, wenn diese auf unvollständigen Informationen basiert oder gar nichts mit der Realität zu tun hat. (Science, 2024; doi: 10.1126/science.adq2852)

Quelle: American Association for the Advancement of Science (AAAS)
Autor: Predatorfighter | Sonntag 08. 06. 2025 0 Kommentare




[ 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 ] »